Anleitung DNA40

Der Swabia mit DNA40 verfügt über eine „temperaturgesteuerte Leistungsbegrenzung“.

Das DNA40 ist die erste Elektronik dieser Art und wie bei allem das Neu und noch nie da gewesen ist,  musst Du Dich intensiv einarbeiten und auch mit einigen Kinderkrankheiten zurecht kommen. Falls Dir in letzter Zeit beim Wickeln ein wenig langweilig geworden ist – viel Spaß auf der neuen Spielwiese! :-) Du musst nicht nur das Wickeln mit Nickel erlernen, sondern auch einige andere wichtige Dinge beachten wenn Du die Temperaturregelung frustfrei einsetzen willst. Es ist aber wahrscheinlich unvermeidlich, dass Du zumindest einmal Dein Wickelzeug an die Wand pfefferst. :-)

Nickel hat eine sehr hohe Leitfähigkeit, was bedeutet, dass eine normale Wicklung mit 10 Windungen (je nach Drahtstärke) zwischen 0,1 und 0,2 Ohm haben wird. Ideal für das DNA40 und Nickelwicklungen  sind 0.16 Ohm. Durch diese niedrigen Widerstände spielen alle anderen Widerstände zwischen AT und VD eine überproportional große Rolle. Verschmutzte 510er, Oxid, Einstellschrauben am VD, innerer Widerstand des VD, Kontaktfläche zwischen Draht und Polschrauben sind alle in Reihe mit dem Widerstand der Wicklung. Das ist bis auf die Verlustleistung die an diesen Stellen abfällt nicht weiter schlimm, solange sie konstant sind. Schwanken sie, wie es z.B. bei den Einstellschrauben eines VD oder eines im Laufe des Tages oxidierenden Messingkontaktes der Fall sein wird, wirst Du wahnsinnig werden. :-/

Leider wird mehr als die Hälfte der VDs einer durchschnittlichen Sammlung ungeeignet für den Betrieb mit Nickel sein. Sortiere bitte zunächst alle VD aus, die eine Schraube als einstellbaren Pol haben, insbesondere dann, wenn es sich nicht um ein Linksgewinde handelt.

Es genügt nicht die Kontaktstellen wie bisher gewohnt „sauber“ zu halten. Du benötigst zwingend ein fettlösendes Reinigungsmittel wie z.B. Spiritus, Bremsenreiniger, Kaltreiniger oder Reinigungsbenzin. Mit einem getränkten Ohrstäbchen können dann 510er Anschluss am Träger und der Pol und das Außengewinde  am VD gereinigt werden. Sollte sich der vom DNA angezeigte Basiswiderstand Deiner Wicklung plötzlich ändern, so ist das Reinigen Deiner Kontakte das Erste was Du tun solltest, egal wie sauber die Kontakte auch „aussehen“ mögen.

Es sei an dieser Stelle gesagt, dass Du einmal erlernt sehr wahrscheinlich nie wieder auf eine traditionelle leistungsgesteuerte Wicklung zurück gehen wirst. Das Dampferlebnis einer „echten“  temperaturgesteuerten (nicht nur „temperaturbegrenzten“) Wicklung ist um ein vielfaches runder, geschmacksintensiver und konsistenter als eine traditionelle Wicklung die mit konstanter Leistung betrieben wird.

Es gibt viele gute Videos zum Thema Nickel und Temperatursteuerung, die Dir den Einstieg sehr viel leichter machen als es diese kurze Anleitung kann. Ans Herz legen möchte ich Dir besonders eines, das der Obi hochgeladen hat. Guck mal auf YouTube nach „Oberhaus + Temperatur“.

 

Folgende Drähte sind für das Wickeln geeignet:

- Ni200 (Draht aus reinem Nickel), bekannt als „no-resistance“ Draht.
- Gezwirbelter Draht aus Nickel und Kanthal/NiCr
- Titandraht
- (bedingt) Edelstahldraht aus V2A

Eine „echte“ Temperatur wirst Du jedoch nur mit reinem Nickel einstellen können.

Empfehlenswert ist besonders der gezwirbelte Draht aus Nickel und traditionellem Kanthal. Der Widerstand im Vergleich zu einer reiner Nickel Wicklung sinkt dadurch um nur 10%. Der gezwirbelte Draht hat den Vorteil, dass er sich viel leichter wickeln lässt, formstabiler ist und der Kontakt zu den Polschrauben des VD wesentlich zuverlässiger ist. Reines Nickel ist sehr duktil und hat die unangenehme Eigenschaft zu „kriechen“, was dazu führt, das der Übergangswiderstand von Polschrauben zu Draht nicht konstant bleibt. Dies ist besonders bei VDs mit Pfostenfixierung der Fall. (Abhilfe schafft aber das „Unterlegen“ mit Kanthal)

"Spaced Coils"
Deine Wicklung sollte vollkommen ebenmäßig sein und die einzelnen Windungen dürfen sich keinesfalls untereinander berühren.
Klassische Microcoils (mit Durchglühen und Zusammenpressen) funktionieren nicht zuverlässig. Du kannst jedoch eine Microcoil wie gewohnt wickeln (aber nicht glühen und zusammendrücken!) und diese dann  beim Aufsetzen auf den VD (und nachdem Du die Watte durchgezogen hast) links und rechts ein wenig auseinander ziehen. Dadurch kommt ebenfalls ein vollständig ebenmäßiger Coil zustande.

Eine Wicklung aus reinem Nickel lässt sich auch ausgezeichnet mit Hilfe einer M2.5 - M3 Schraube herstellen, indem man den Draht nebeneinander in die Schraubengänge legt.

 

 

Hier eine Schritt-für-Schritt Anleitung zur Herstellung einer funktionierenden Nickelwicklung:

1. Schritt: Nimm einen VD mit starrem Pol zur Hand und setze eine Wicklung mit mindestens 10 Umdrehungen aus Ni200 auf. Wähle eine geringe Drahtstärke (z.B. 0.2 bis 0.25mm), damit sich ein Widerstand von ca. 0.15 Ohm einstellen kann. Achte auf guten Kontakt zwischen Draht und Polschrauben. Der Draht muss mit mindestens eine ¾ Umdrehung um die Schraube gelegt werden. Wenn Du auf Nummer Sicher gehen willst, dann wickle den Draht 2-3 mal fest um den Schraubenschaft. Ziehe nun die Schrauben gut an. Nach dem Herausziehen der Wickelhilfe dürfen sich die einzelnen Windungen nicht berühren. Du kannst die Wicklung gaaaanz kurz mit 3-4W anglühen um zu kontrollieren ob Du Dir einen Hotspot eingefangen hast, keinesfalls jedoch darf die Wicklung richtig aufglühen wie Du es von Kanthal/NiCr gewohnt bist. Nickel wird sehr schnell brüchig, wenn man es glüht.

 

2. Schritt: Schraube den VD mehrmals nacheinander  auf den Swabia. Der angezeigte Widerstand darf sich nicht ändern und die Frage „new coil up, same coil down“ (Drücke + für eine neue Wicklung, - für die alte) darf nicht erscheinen. Glückwunsch! Du hast Deine erste (potentiell) konsistente Wicklung aus Nickel hergestellt. Der angezeigte Widerstand ist der Basiswiderstand Deiner Wicklung „bei Raumtemperatur“ und wird sich im Betrieb nicht ändern. Achte bei der „Heirat“ darauf, dass sowohl Träger als auch VD Raumtemperatur haben. Schreibe nun den Widerstand mit Edding auf den Träger Deinen Handrücken.

 

3. Schritt: Stelle eine Leistung ein mit der Du sonst gerne dampfst und befeuere die (nasse) Wicklung. Beobachte die angezeigte Temperatur. Stelle nun eine Temperatur ein, die 5-10°C unter der angezeigten Temperatur liegt, (Gerät mit 5xFeuer locken, +/- gedrückt halten) und feuere erneut. Die eingestellte Leistung sollte nun nicht mehr erreicht werden und ohne am Gerät zu ziehen sollte eine Leistung von 3-12W mehr oder minder konstant angezeigt werden. Wenn Du nun ziehst wird die Leistung in die Höhe schnellen, je nach Luftzug, Nachfluss, VD und eingestellter Temperatur, sowie je nach Isolation der Verdampferkammer bis auf 40W, beziehungsweise bis zu der von Dir eingestellten Obergrenze. Wenn diese Obergrenze im Betrieb nicht erreicht wird, betreibst Du deinen VD vollständig temperaturgesteuert.

 

Wenn alles wie gewünscht funktioniert wird der angezeigte Widerstand wie eingefroren über die gesamte Nutzungsdauer sein. Leider ist die Wahrscheinlichkeit gering dass Du zu den Glücklichen gehörst, bei denen das auf Anhieb klappt. Ich hab über eine Woche gebraucht bis ich die Temperatursteuerung im Alltag einsetzen konnte. Bitte nimm Dir Zeit und arbeite sorgfältig, dann klappt es auch. :-)

Leider werden viele Deiner VD ungeeignet für die Temperatursteuerung sein, weil sie einen zu hohen und vor allem nicht konstanten Eigenwiderstand aufweisen. Hier hilft nur ausprobieren und auch wenn es schwer fällt: aussortieren. VDs mit einstellbarer Schraube die schwankende Widerstandswerte liefern kannst Du „modden“ indem Du die Schraube entfernst und den Schraubenkopf mit 2-3 Windungen Nickel „unterlegst“ und dann wieder fest einschraubst.

Im Zweifelsfall kannst Du das DNA40 natürlich auch einfach nur wie gewohnt mit Kanthal/NiCr betreiben, das DNA erkennt automatisch um welche Art von Wicklung es sich handelt und schaltet nach wenigen Sekunden Feuern in den jeweils anderen Modus um. Ebenfalls möglich ist der „normale“ leistungsgesteuerte Betrieb mit Nickel, indem Du die Temperatur auf „OFF“ stellst. Dies ist nützlich um ein Gefühl für die Widerstandsänderung im Betrieb zu bekommen – wenn die Temperatur auf „OFF“ gestellt ist, bekommst Du den Widerstand dynamisch angezeigt und nicht als fixen Basiswert wie im Temperaturmodus.

 

 

Alltagsgebrauch

Dein Setup wird wesentlich mehr Aufmerksamkeit verlangen als eine traditionelle leistungsgesteuerte Wicklung aus Kanthal/NiCr. Regelmäßiges Reinigen aller Kontakte gehört zum Alltagsgeschäft. Leider hat man unterwegs nicht immer unbedingt Ohrstäbchen und Alkohol bei sich. Im Zweifelsfall kannst Du jedoch immer Deine Temperatur anpassen, falls sich der angezeigte Widerstand auch durch Auf- und Abschrauben des VD und Reinigen des 510ers partout nicht auf den fixen Wert bei der ursprünglichen Kalibrierung bringen lässt. Dies wird besonders gerne der Fall sein, wenn VD und AT bereits durch Betrieb und Handwärme eine höhere Temperatur angenommen haben, als es bei der erstmaligen „Heirat“ zwischen VD und AT der Fall war.

Eine Neukalibrierung (bzw. erneute „Heirat“) des Widerstandes findet immer dann statt, wenn das Gerät aus dem Tiefschlaf erwacht. Da das erst nach rund einer Stunde der Fall ist, haben sowohl AT als auch VD wieder (die aktuelle) Raumtemperatur. Du erkennst den Tiefschlaf daran, dass sich das Gerät nicht mit den +/-. Tasten „aufwecken“ lässt, sondern nur mit dem Feuertaster. Der Widerstand wird zunächst „0.0“ zeigen und erst beim ersten Feuern wird der neue Basiswiderstand ermittelt. Wenn das DNA (und vor allem der VD!) sauber läuft wird dieser immer dieselbe sein, außer die Umgebungstemperaturen haben sich geändert.

Bitte bedenke, dass die normalen Temperaturschwankungen im Alltag bereits eine Änderung des Widerstandes des Nickeldrahts zur Folge haben. Schwankungen um +/- 0.01 Ohm sind normal und können (sofern Du eine Änderung des Dampfverhalten feststellst) durch Nachregeln der Temperatur ausgeglichen werden. Hervorgerufen werden diese Schwankungen durch Änderung der Umgebungstemperatur, Handwärme, gespeicherter Wärme im AT/VD, aber auch beispielsweise durch das Tragen des Gerätes in der Tasche nahe am Körper.

Wenn der VD warm/heiß und der Widerstand entsprechend höher als der bei Raumtemperatur „fixe“ Widerstand bei der Kalibrierung war, so kannst Du die Wicklung leicht wieder auf nahezu Raumtemperatur bringen indem Du (ohne zu feuern) am VD ziehst und dabei den VD wieder aufschraubst und den Träger startest während Du noch ziehst.

 

 

Normale Alltagsphänomene in der „Lernphase“

„Gerät aufnehmen, ziehen und es dampft nicht“ (der angezeigte Widerstand liegt deutlich unter dem fixen Wert bei der Kalibrierung) – hier hast Du wahrscheinlich ein Problem mit Deinem VD oder der Wicklung! Nicht zu verwechseln mit dem ersten „Refinement“ das nach der ersten „Dampfphase“ mit anschließendem Abkühlen erfolgt. Hier sinkt der Widerstand normalerweise nur um 0.01-0.02 Ohm.

„Gerät aufnehmen und es dampft am gesetzten Leistungslimit“ (der angezeigte Widerstand liegt deutlich über dem fixen Wert bei der ursprünglichen Kalibrierung) – dies ist dem Ausdehnen und Zusammenziehen des Edelstahls am 510er durch Erwärmen und wieder Abkühlen zuzuschreiben, der den Übergangswiderstand zwischen VD und AT „künstlich“ erhöht. Das DNA beobachtet während der "Refinement" Phase also nicht die eigentliche Wicklung sondern den sich erhöhenden Übergangswiderstand am 510er. Einfach den VD ein Stück ab- und wieder aufschrauben und der alte Wert wird wieder angezeigt.

„Das Gerät hört plötzlich mitten im Gebrauch auf zu funktionieren, feuert nur noch mit 0.1W und die Akkustandsanzeige springt wild auf und ab“ – Dein VD ist lose oder Du hast Dir einen Hotspot eingefangen! Einmal neu Wickeln bitte. :-)
(alternativ: glühe die Wicklung kurz an und "bürste" sie dann mit einer Pinzette)

Du kannst der Verschmutzung Deines 510er regelrecht „zuschauen“. Der gemessene Widerstand ein und desselben VD steigt nach und nach an, bis eine Reinigung fällig ist. Üblicherweise passiert das natürlich dann, wenn Du nachregeln müsstest, aber nicht willst. :-)

Die Frage „New coil up, same coil down“ (Drücke Plus für eine neue Wicklung und Minus für die alte) erscheint nur, wenn der neue/alte coil sich nur geringfügig vom alten unterscheidet, z.B. wenn Du einen Tank zum Befüllen kurz abgeschraubt hast und nun wieder aufsetzen willst. Ein stark verschiedener Widerstand (eines anderen VD) wird als solcher erkannt und die Frage erscheint erst gar nicht.

 

Bekannte Bugs

(Nickelwicklung): Stellt man die Temperatur von „°C“ auf „OFF“, so wird der Träger für 2-3 Sekunden mit 40W feuern, egal welche Leistung man eingestellt hat. Dies ist besonders ärgerlich wenn man eine Nickel Wicklung mit niedriger Leistung „pulsen“ möchte um Hotspots zu finden.  Workaround: gehe von „°F“ aus auf „OFF“ und nicht von „°C“ aus.

Im (erfolgreich gemeisterten) Temperaturmodus funktioniert die Akkustandsanzeige wie Du es vom DNA20/30 gewohnt bist, wenn Du Dein Gerät jedoch im klassischen Leistungsmodus mit Kanthal/NiCr betreibst, so funktioniert die Akkustandsanzeige nach einer etwas seltsamen Philosophie:

„Ganz voll“ heißt, dass Du mit 40W feuern kannst. ¾ voll heißt es gehen noch 30W, halb voll heißt 20 Watt, usw. Das führt zu dem ungewohnten Erlebnis, dass bei 40 Watt die Akkustandsanzeige noch (fast) voll anzeigt, jedoch bereits die „weak battery“ Meldung erscheint und die Leistung nach und nach reduziert wird. Der Akku hat dann noch 3,5V Restspannung. Dies ist normal und dem sehr konservativen, auf Sicherheit ausgelegten Akkumanagement des DNA zuzuschreiben. Wohl fühlt sich das DNA bei Leistungen bis 30W, der Akku wird dann wie gewohnt auf 3,3V entladen, bei Leistungen bis 20W sogar bis runter auf 3,1V. Vorraussetzung ist natürlich, dass man die Kontakte an Träger und Akkus schön sauber hält. Das ganze Hightech Geraffel aus Gold, Kupfer-Beryllium und Rhodium nützt nichts, wenn sich ein halber mm Abbrand aus Aluoxid am Akku angesammelt hat. ;-)

Um den aktuellen Ladezustand des Akkus zu sehen musst Du den Akku entfernen, erneut einlegen und dann kurz den Feuertaster drücken um das Gerät zu wecken. Du bekommst jetzt „klassisch“ die Akkurestspannung angezeigt. Der Balken wird dann nach dem ersten echten Feuern wieder auf „voll“ springen und damit anzeigen, dass Leistungen bis 40W möglich sind (oder nur zur Hälfte, wenn es nur für 20W reicht).

Ganz selten: wenn man den Akku „ungeschickt“ entfernt und sofort wieder einlegt, so dass die Versorgung des DNA  für den Bruckteil einer Sekunde unterbrochen worden ist, bleibt eine Reihe Pixel im Display stehen. Dies kommt nur sehr selten vor und verschwindet sofort sobald man den Träger feuert.